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Zeppelin Baumaschinen

Wenn der Bagger am Kabel hängt

15.08.2023
von Redaktion O+P Fluidtechnik
Emissionsfreier Umschlag von Altpapier: Per Kabel versorgter Cat MH24 Elektrobagger im Einsatz bei den Entsorgungsbetrieben der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW)

Die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) setzen seit Dezember 2022 einen neuen Cat MH24 Elektrobagger für den emissionsfreien Umschlag von Altpapier ein. Über ein 45 m langes Kabel wird der Elektromotor direkt mit Strom aus eigenen Blockheizkraftwerken und Photovoltaik versorgt. Das spart Betriebskosten und reduziert die CO₂-Emissionen.

Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde, doch oftmals bleibt es bei leeren Ankündigungen oder Versprechen, ohne dass konkrete Taten folgen. Anders machen es die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW). Sie schlagen bei der Altpapierentsorgung eine nachhaltige Richtung ein und setzen dabei auf alternative Antriebstechnik.

Ihren neuen Umschlagbagger MH24 mit 24 t Einsatzgewicht tanken sie nicht mehr mit Diesel: Der dafür nötige Strom wird in eigenen Blockheizkraftwerken aus Deponiegas und mithilfe von Photovoltaikanlagen gewonnen – er kommt also aus der Steckdose. Das spart CO₂ ein und angesichts der geringen Geräuschemissionen ist das Arbeiten auch für den Fahrer angenehmer, wenn kein Dieselmotor mehr brummt und er damit in der Halle den Umschlag von Altpapier übernimmt.

Monatlich 1,2 t CO₂ einsparen

„Wenn wir nun in Zukunft auf Diesel verzichten und stattdessen den Bagger mit Strom betreiben, senken wir den Ausstoß von Emissionen deutlich“, sagt der zuständige ELW-Sachgebietsleiter Christian Orth. Konkret würden 1,2 t CO₂ pro Monat eingespart. Damit könnte ein Mittelklassewagen mit Benzin über 5.000 km weit fahren. Oder eine Person könnte mit der Bahn über 80.000 km zurücklegen.

Seit Dezember 2022 ist die Baumaschine inzwischen im Einsatz auf dem Areal der Deponie Dyckerhoffbruch und absolviert täglich ihre Acht-Stunden-Schicht. „Es ist der einzige Cat Elektrobagger im Rhein-Main-Gebiet. Damit setzt der Entsorgungsfachbetrieb ein deutliches Statement. Bislang wurden in Deutschland 17 solche Maschinen ausgeliefert und weitere werden folgen. Alle reden immer nur von Autos, die elektrisch fahren, aber auch bei Baumaschinen gibt es diese Möglichkeit“, erklärt Rebekka Pfaff, Zeppelin Verkaufsrepräsentantin der Niederlassung Hanau, die das neue Arbeitsgerät liefern durfte.

Greifer sofort einsatzbereit

Der Bagger arbeitet abgasfrei und es bedarf somit keiner aufwendigen Frisch- und Abluftsysteme im Halleneinsatz

Der Bagger arbeitet abgasfrei und es bedarf somit keiner aufwendigen Frisch- und Abluftsysteme im Halleneinsatz

Der 90 kW starke Elektromotor stellt eine hohe Leistung ohne Zeitverzug umgehend bereit, wie der Fahrer Marvin Breidenbach erklärt. „Wenn man den Greifer bewegt, ist das Gerät sofort einsatzbereit. Der Bagger hat Kraft. Beim Dieselantrieb dauert es, bis die Hydraulik reagiert“, so sein Urteil. Der Bagger arbeitet abgasfrei und es bedarf somit keiner aufwendigen Frisch- und Abluftsysteme im Halleneinsatz. Außerdem erzeugt er keinen Funkenflug und kaum Abwärme, womit er sich für den Umschlag von leicht entzündbaren Materialien wie Altpapier anbietet. Elektrisch angetriebene Baumaschinen sind somit eine umweltfreundliche Alternative und erfüllen außerdem bei Arbeiten in geschlossenen Räumen wie der Halle der ELW die nötigen Anforderungen.

Keinerlei Abgasemissionen sind nicht die einzigen positiven Effekte, sondern auch im Hinblick auf den geringeren Wartungs- und Reparaturaufwand des Elektromotors erhoffen sich die ELW einen Vorteil. Denn ein Motorölwechsel ist hinfällig, das Gleiche gilt für AdBlue. Dafür müssen die Fahrer ihr Augenmerk auf die Filter legen, die nicht verstopft sein dürfen. Das wurde ihnen bei der Einweisung durch die Zeppelin Niederlassung Hanau klargemacht. „Die Elektronik ist schon etwas empfindlicher. Daher müssen wir auf Sauberkeit achten“, sagt Marvin Breidenbach.

250-Ampere-Kabel

Anstelle einer Batterie hängt der Bagger an einem 45 m langen, armdicken Kabel, über das der Elektromotor mit einer Spannung von 400 V und einer Stromstärke von 250 A versorgt wird. Einen eingeschränkten Bewegungsradius hat die Baumaschine trotzdem nicht, denn sie hält sich in der Halle auf. Orange Sammelfahrzeuge fahren dort vor und kippen das aus dem Stadtgebiet von Wiesbaden eingesammelte Altpapier ab. Der MH24 muss es dann für den weiteren Entsorgungsweg und das Recycling vorbereiten. 500 bis 700 t Altpapier pro Woche werden mit dem MH24 umgeschlagen und per Lkw zu der Papierfabrik der Palm-Gruppe nach Aalen gefahren. Von der hochfahrbaren Kabine aus hat der Maschinist die Mulden der Lkw gut im Blick und kann das Altpapier verteilen – und das alles ohne Emissionen.

Kosten sparen und Umwelt entlasten

(v.l.n.r.) Marvin Breidenbach, Fahrer bei den ELW, Rebekka Pfaff, Zeppelin Verkaufsrepräsentantin der Niederlassung Hanau, und Christian Orth, zuständiger Sachgebietsleiter bei den ELW

(v.l.n.r.) Marvin Breidenbach, Fahrer bei den ELW, Rebekka Pfaff, Zeppelin Verkaufsrepräsentantin der Niederlassung Hanau, und Christian Orth, zuständiger Sachgebietsleiter bei den ELW

Einen Bagger auf Basis eines Cat MH3022 haben die ELW bereits – er dient dem Abfalleinbau sowie dem Umschlag verschiedenster Materialien. Auch der Vorgänger des MH24 war mit konventionellem Dieselmotor ausgestattet. Hier fielen an die 400 bis 450 l Diesel pro Monat an. Für den Elektrobagger werden an die 7.000 kWh veranschlagt. Bei den Betriebskosten zeigt sich, dass Kalkulation und Annahme aufgehen: Diese lassen sich mit dem MH24 um bis zur Hälfte gegenüber den bereits auf Kraftstoffeffizienz getrimmten Cat MH-Umschlagbaggern mit herkömmlichem Dieselantrieb reduzieren und so könne sich der Entsorger monatlich inklusive anderer Kosten rund 1.200 Euro sparen, meint Christian Orth.

Wie wichtig das geworden ist, zeigte sich bei den Dieselpreisen 2022, die sich ihm zufolge zeitweilig nahezu verdoppelt hätten. Auch wenn sich die Preisentwicklung derzeit wieder etwas entspannt hat, haben die ELW eine Lösung gefunden, wie sie in Zukunft die Umwelt entlasten können. Das Deponiegas, das ohnehin anfällt, wird kontrolliert gesammelt und von den eigenen Blockheizkraftwerken in Strom umgewandelt. Gemeinsam mit dem, was per Photovoltaik erzeugt wird, waren es 2022 neun Millionen Kilowattstunden. „Somit sind wir mit der Stromversorgung nahezu autark und wir tragen dazu bei, dass Wiesbaden seine CO₂-Ziele erreicht“, erklärt Christian Orth.

Quelle: Zeppelin

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